Mein Praktikum im Deutschen Bundestag

Marvin

Ich denke jeder, der schon einmal ein Studium angefangen hat, weiß, wie wahnsinnig theoretisch und abstrakt das sein kann. Man lernt Definitionen, Theorien, Abläufe – aber im seltensten Fall hat man ein klares Bild von dem, was dahinter steht.

Mein Name ist Marvin Köhlert, ich bin 20 Jahre jung und Student der Kultur- und Politikwissenschaft an der Universität Halle. Für mich war das Praktikum vom 23. bis zum 27. Februar bei dem SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen-Claudio Lemme eine großartige Gelegenheit, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Ich besuchte Mitarbeiterrunden, nahm an interessanten Werkstattgesprächen teil und begleitete natürlich auch meinen Abgeordneten zu öffentlichen Terminen. Auch wurde ich gleich in die Büroarbeit mit einbezogen: Ich arbeitete mich in das Thema der Werra-Weser Versalzung ein, um eine Informationsgrundlage zu dieser Thematik zu erstellen. Das Problem der Versalzung und der starken Gefährdung des Grund-, Trink- und Oberflächenwassers und die damit eingehenden starken Umweltbelastungen berührten nicht nur mich als begeisterten Wahlthüringer; es ist auch für Herrn Lemme eine wichtige Problematik, um die er sich als Thüringer Bundestagsabgeordneter sorgen muss. Dazu besuchte ich noch ein extrem interessantes und informatives öffentliches Fachgespräch, bei dem, so wie ich finde, die Komplexität des politischen Betriebes besonders offenkundig wurde. Jeder vertrat standfest seine eigene Meinung, es wurde um Zuständigkeiten gestritten und leidenschaftlich debattiert. Für mich persönlich die aufschlussreichste Veranstaltung und ein Thema, welches mir vorher gar nicht bekannt war und was mich sicherlich noch lange fesseln und beschäftigen wird.

Bestandteil meines Praktikums war die Teilnahme am SPD-Praktikantenprogramm, welches nicht nur hervorragend organisiert war, sondern auch eine seltene Möglichkeit bot, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die man normalerweise eher vor dem Bildschirm sieht. So gab es Gespräche mit den Botschaftern der Staaten Irland, Dänemark und Schwedens. Da mich das Thema Außenpolitik und die Zukunft Europas besonders beschäftigt, war es mehr als interessant, deren Meinung zur Zukunft unseres Kontinentes zu hören. Auch die aufgeschlossene und freundliche Art der Herren Botschafter überraschte mich, sie ließen alle Fragen zu und beantworteten diese ernst- und gewissenhaft, aber immer mit Witz und viel Charme.

Die sprichwörtliche Kirsche auf der Sahnehaube meines Praktikums war die Teilnahme am Plenum, dem ich als Zuschauer beiwohnen durfte. Mit etwas Glück landete ich nämlich auch bei der Debatte über die Abstimmung über Finanzhilfen an Griechenland, die mit Bundeskanzlerin, den meisten Ministerinnen und Ministern und der gesamten Politikprominenz der Hauptstadt sehr gut besucht war. Es ist wahnsinnig spannend, diesen Politiker bei der Arbeit zuzusehen, und ehrlich gesagt überraschte mich dazu die Lebhaftigkeit und Emotionalität der Debatte.

Abschließend möchte ich mich vor allem bei meinem Abgeordnetenbüro bedanken. Sie nahmen mich überall hin mit, erklärten mir auch gelassen zum zehnten Mal den Weg durch das unterirdische Labyrinthsystem des Bundestages und gaben mir abwechslungsreiche und spannende Aufgaben. Von Kaffeekochen war keine Spur. Dazu waren alle sehr offenherzig und einfach freundlich. Auch meinem Abgeordneten selbst gilt mein Dank. Ich bemerkte an mehr als einer Stelle dass er für seine Aufgabe brennt und ihm wirklich das Wohlergehen der Menschen am Herzen liegt. Das war beeindruckend zu sehen.

Ich habe mich mehr als wohl gefühlt und die Zeit in Berlin sehr genossen. Ich kann nur jedem politisch Interessierten empfehlen, auch einmal ein solches Praktikum zu erleben und es wäre mir eine Freude, eventuell auch für eine längere Zeit wieder im Büro von Herrn Lemme als Praktikant arbeiten zu dürfen.

 

Marvin Köhlert