"Wir brauchen in Deutschland jedes Kind!"

Ulla Schmidt und Steffen-Claudio Lemme

Unter dem Titel Armut und Gesundheit von Kindern hatte die Friedrich Ebert Stiftung zur Abendveranstaltung mit Steffen-Claudio Lemme und der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt geladen.


„Wir brauchen mehr Prävention in den Lebenswelten! Chronische Erkrankungen ereilen, durch Bewegungsmangel und Fehlernährung, heutzutage bereits Jugendliche im Alter zwischen 20 und 30. Diese Erkrankungen, die normalerweise erst im Alter zwischen 60 und 70 Jahren auftreten hält kein Gesundheitssystem der Welt auf. Um dies zu stoppen brauchen wir eine bessere Prävention Armutsbekämpfung beginnt mit guter Bildung. Eine Gesellschaft braucht die Fähigkeit jedes Kindes. Das sind die Potentiale die der gesamten Gesellschaft zu gute kommen“, so Schmidt in ihrem Eingangsreferat.


Lemme ergänzte die Ausführungen seiner Kollegin mit lokalen Zahlen: „Im Weimarer Land leben über 1.600 Kinder die Sozialgeld empfangen, also konkret in Armut leben. Dies entspricht einem Prozentsatz von 15,5 Prozent. Dieser Wert mag zwar im thüringenweiten Vergleich noch gut sein, doch ist jedes Kind das in Armut lebt eines zu viel. Es ist traurig, dass wir in einem hochindustrialisiertem Land wie Deutschland noch immer einen so hohen Anteil an Kindern in Armut haben. Unser Ziel muss es sein, dass kein Kind Sozialleistungen erhalten muss. Dabei ist das Betreuungsgeld der schwarz-gelben Koalition genau der falsche Weg. Wir müssen uns um einen Ausbau der Kinderbetreuung kümmern und nicht die Kinder aus den Kitas mit einer Prämie fernhalten.“

 

Nach einer Studie der Arbeiterwohlfahrt zwischen 1999 und 2009 haben Kinder, die aus sozialschwachen Familien kommen eine Chance von weniger als 50 Prozent aus der Armutsfalle zu entkommen.


„Es ist nicht hinnehmbar, dass über 50 Prozent der Kinder aus sozialschwachen Familien keine Perspektive haben. Bewegung, eine gute und gesunde Ernährung, sowie eine individuelle Förderung sind die Grundbausteine um den Sprung aus der Armut zu schaffen. Hier müssen wir ansetzen und die Prävention als vierte Säule im Gesundheitssystem etablieren und nicht ein Betreuungsgeld für 2 Milliarden Euro auf den Weg bringen,“ so die ehemalige Gesundheitsministerin abschließend.