"Pflege darf kein Tabu-Thema sein!"

SCL, Albrecht, Helbing (Moderator)

Pflege – Zukunftsthema und Tabu zugleich, war das Thema der kürzlich im AWO Seniorenzentrum stattfindenden Veranstaltung, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung Thüringen geladen hatte. Neben Steffen-Claudio Lemme war der Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Jena-Weimar, Frank Albrecht, im Podium vertreten.


In seinem Eingangsvortrag wies Lemme auf die dramatische Entwicklung im Pflegesystem hin.

„Wir werden, bedingt durch den demographischen Wandel, eine Verdopplung der Pflegebedürftigen bis 2050 erreichen. Da bedeutet bis 2025 nicht weniger einen zusätzlichen Bedarf von 152.000 Pflegefachkräften. Dies stellt alle Beteiligten, von Politik über Krankenkassen bis hin zu den Heimbetreibern, vor immense Herausforderungen. Um den zusätzlichen Bedarf an Fachkräften zu decken, müsste theoretisch jeder dritte Auszubildende im Pflegebereich seine Ausbildung beginnen. Dies ist schlicht utopisch.“

 

Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es eine Reformen im Pflegebereich zeitnah geben muss. Im Zentrum einer solchen Reform müssten aber auch die Belange und Arbeitsbedingungen von Pflegekräfte stehen. Hierzu zählen auch Bemühungen um eine Aufwertung des Pflegeberufes selbst, da es sonst kaum möglich sein werde, Jugendliche für die Arbeit mit alten und kranken Menschen zu gewinnen.

 

In der anschließenden Diskussionsrunde plädierte der AWO-Kreisvorsitzende für ein mehrgliederiges Pflegesystem. Pflegefachkräften sollte zukünftig eine stärker koordinierende Rolle zukommen. Ihnen sollten zwei weitere vorgelagerte Pflegekräfte zur Seite gestellt werden. Albrecht sprach sich dafür aus, dass die ausgewiesenen Fachkräfte in Zukunft stärker anleitend und lehrend tätig werden sollten. Pflegekräfte mit ein- bis zweijähriger Ausbildung sowie Pflegehelfer sollten sie hingegen in ihrer Arbeit primär unterstützen.